Das Archiv

Fotos: Hannes Hartmann, Herbordt/Mohren, René Liebert

Das Archiv

Alles was ich habe#1 – 5
2010-2012
Akademie Schloss Solitude Stuttgart, Galerie Matica Srpska Novi Sad, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main, Museum of Contemporary Art Vojvodina Novi Sad, new media center_kuda.org Novi Sad, Sophiensaele Berlin, ULUV Galerie Novi Sad, Württembergischer Kunstverein Stuttgart, zeitraumexit Mannheim, u.a.

‚Alles was ich habe‘ ist ein langfristiges Recherche- und Archivprojekt zu Entwürfen und Visionen künftiger Gesellschaften. In Formaten zwischen Ausstellung, Performance und Gespräch, unter Anwendung unterschiedlicher künstlerischer und diskursiver Strategien wird der Rechercheprozess archiviert, präsentiert und fortgeschrieben.

Die Grundelemente von ‚Alles was ich habe‘ sind: 170 Fragen an eine unbestimmte Zukunft; 2537 den Fragen zugeordnete Auszüge aus Texten, Filmen, Presseartikeln, Kunstwerken und Expert_innengesprächen; 361 auf Zetteln erwähnte und den Fragen zugeordnete Gebrauchsgegenstände, Objekte und vergessene Memorabilia; 96 Meter Inventarlisten mit sämtlichen, im Archiv auftauchenden und den Fragen zugeordneten Bewegungen, Geräuschen, Geschichten, Gesprächen, Personen, Objekten, Orten und Dingen, die man nicht sehen kann; ein Performance Tool, bestehend aus zwei standardisierten Europaletten, über einem Kilometer gehobelter Dachlatten als mobile Forschungseinheit, Ausstellungsarchitektur und Bühne.

In unterschiedlichen Episoden werden diese Materialien orts- und themenspezifisch sortiert und während internationaler Recherchereisen ergänzt. Sie werden zum Ausgangspunkt für mediale Transformationen (Filme, Räume, Tonspuren, Bewegungspartituren, u.a.); sie werden zum theatralen Vehikel immer neuer Erkundungen von etwas, was erst noch kommt.

Videotrailer

Presse

„Wir befinden uns in einer jener vielschichtig durchdachten, theatralischen Installationen des Künstler Duos Herbordt/Mohren, die in Gestalt eines labyrinthischen Archivs aus Textzetteln, Stimmen und Ding-Kollagen nichts weniger darstellt als eine Grundinventur des Lebens schlechthin.“ (Berliner Zeitung, 14.6.10)

„Da liegt ein Lichtschalter, so einer, wie er an kleinen Steh- und Schreibtischlampen zu finden ist, und darunter steht, in sauberer Kugelschreiberschrift auf einer kleinen Archivalienkarte: ‚ein Lichtschalter (der die Welt verändert)‘ und ‚Related question: 1067‘. Die lautet, wenn man sie denn findet: ‚Wie werden Welten gemacht?‘. Aber selbst, wenn man sie nicht fände, diese eine oder eine andere der vielen Fragen, die Bernhard Herbordt und Melanie Mohren gesammelt haben – man findet und stellt unzählige andere, wenn man in ihrer Installation herumspaziert, den Stimmen lauscht, die aus dem Off und durch Kopfhörer dringen, und all das liest, was auf den weißen kleinen Kärtchen steht. (…) Als begehbares Universum von Erinnerungen, Hoffnungen und Zukunftsfragen entfaltet ‚Alles was ich habe‘ einen so großen, spielerischen Reiz, dass man sich regelrecht loseisen muss.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.6.2011)

„Alles liegt im Ermessen des Betrachters selbst. Er muss seine Schritte setzen, als wäre er in einer Kabakov-Ausstellung, er muss Zitatzettel lesen von Hannah Arendt bis Armin Dallapiccola, als wäre er in einer Bibliothek, muss die Filmfotos vervollständigen von ‚Fitzcarraldo‘ bis ‚Solaris‘, den Tonspuren im Kopfhörer nachlauschen und dabei noch die realen Mitbesucher als Mitspieler wahrnehmen, die – wie er selbst – durch die offenen Zettel-Wände steigen, als wechselten sie permanent ihren Aggregatszustand. Doch wer das alles tut, dem entspinnt sich aus diesem dichten Geflecht von Körper- und Denkbewegungen momenthaft tatsächlich eine wundersame Luft-Choreographie aus inneren und äußeren Bildern. Und er begreift was gelungene Kommunikation ist: ein alchemistisches Schweben.“ (Berliner Zeitung, 4.6.2011)

„Und während man Stöße von Zetteln, Fotografien und Zeitungsartikeln sichtet und den Stimmen im Kopfhörer lauscht, kann man verhohlen andere Besucher dabei beobachten, wie sie sich ihren Weg durch das disparate Material bahnen, ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagern, im Raum auf- und abgehen. Welterzeugung, besagt ein Zitat von Nelson Goodman zur Frage 1067, beginnt mit einer Version und endet mit einer anderen. Streunend zwischen Objekten und Listen, sich verzettelnd und wiederfindend auf der Fährte bestimmter Fragen, werden in Alles was ich habe #5: Zuschauen (2011) von Herbordt/Mohren solche Versionen der Welterzeugung entworfen, unvollständige und flüchtige Utopien.” (Boldt, Esther: ‚Warten Sie nicht auf das Theater! – Notizen aus der Ungewissheitszone‘. In: Mittelstädt / Pinto (Hg.): 20 Jahre BUFT – Freie Darstellende Künste. Die freien darstellenden Künste in Deutschland. Diskurse – Perspektiven – Entwicklungen. Bielefeld: Transcript, 2011.)

Credits

Konzept, Archiv, Text, Ton, Regie: Melanie Mohren und Bernhard Herbordt
Raum: Leonie Mohr und Hannes Hartmann
Performer/innen: Lina Lindheimer, Mladen Alexiev, Armin Wieser
Sprecher/innen: Melanie Mohren, Bernhard Herbordt und Max Landgrebe
Produktionsleitung: Melanie Mohren, Bernhard Herbordt und Marc Pohl
Assistenz: Juliane Beck

Eine Produktion von Herbordt/Mohren in Kooperation mit der Akademie Schloss Solitude Stuttgart, dem new media center_kuda.org Novi Sad, Recherchen 11 am Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt, den Sophiensaelen Berlin und zeitraumexit Mannheim, gefördert durch die Aktion Kulturallianzen, das Goethe Institut Belgrad, den Hauptstadtkulturfonds Berlin, das Kulturinstitut der Vojvodina, den Landesverband Freier Tanz- und Theaterschaffender Baden-Württemberg aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg sowie den LBBW Stiftungen der Landesbank Baden-Württemberg.

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