Das Publikum

Fotos: Luzie Marquardt


Das Publikum

29.04.-02.05.2015, 20h
Theater Rampe Stuttgart

Die Performance ‚Das Publikum‘ bringt Initiativen und Vereine zusammen, die Alternativen zu den Angeboten der staatlichen und kommunalen Einrichtungen eröffnen. Auf der Bühne agieren sie nebeneinander, jeweils ihrer eigenen Zielsetzung folgend, und werden gemeinsam zum Modell einer anderen Stadt mitten in der Stadt: ‚Das Publikum‘ untersucht, wie Öffentlichkeiten und Gegenöffentlichkeiten hergestellt werden und wie diese miteinander verflochten sind.

In der Black Box des Theaters werden damit informelle Diskussions-, Tausch- und Arbeitsprozesse in Gang gesetzt. Und das Publikum ist eingeladen, sich in dieses dynamische Stadt-Modell zu begeben, um seine Rhythmen und Routinen zu verfolgen, an ihnen teilzuhaben oder sie aus einiger Entfernung zu beobachten. So wird das alltägliche Hinterfragen und Handeln, Musizieren und Reparieren, Erinnern und Berichten, das in dieser Stadt passiert, nach und nach sichtbar. Unter anderem bringt das Team des Repair Café Stuttgart Kaputtes wieder zum Funktionieren, werden im Debattierclub Uni Stuttgart Pro- und Contra-Argumente zu aktuellen Themen sportlich durchgespielt, sendet das Freie Radio für Stuttgart live aus dem Theatersaal.

‚Das Publikum‘ stellt die Frage nach dem Verhältnis von diesen Öffentlichkeiten und jener des Theaters: Kann die Bühne hier zum Platz der Aufführung und der Versammlung zugleich werden? Zum Beispiel, indem sie Schauplatz und Verhandlungsort unterschiedlicher Lebens- und Gesellschaftsentwürfe wird? Herbordt/Mohren erweitern diese Fragen, indem sie zusätzlich die Arbeit an einem fiktiven Dokumentarfilm über diese Vorschläge für eine selbst-organisierte Stadt inszenieren, samt Filmscheinwerfern, Kamerateam, Schauspielern und Filmmusik. Zuschauerinnen und Zuschauer erfahren sich damit im doppelten Sinne als ‚Das Publikum‘: als Öffentlichkeit, die Teil hat an der Stadt, in der sie lebt und sie gleichzeitig kritisch beobachtet – wie im Theater.

‚Das Publikum‘ ist der vierte Teil einer Serie von Theaterarbeiten. Gemeinsam ist allen die Auseinandersetzung mit vorgestellten Institutionen und Theater als institutionskritischer Praxis. Nachdem der Text als Institution des Theaters (‚Das Stueck‘ – Stuttgarter Theaterpreis 2013), die Institution als Ort gemeinsamen Handelns (‚Die Institution‘) und schließlich ihre Probe zur Aufführung kam (‚Das Aufführung‘), steht nun das Publikum selbst im Zentrum (‚Das Publikum‘).

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Presse

“Aber ist das überhaupt noch Theater? Nun, es ist eher ein Ausloten dessen, was man im Theater machen kann. Das Spiel an sich findet auf einer anderen Ebene statt: Aus der Teilnahme am Geschehen, was nichts mit dem vergleichsweise konventionellen Mitmachtheater zu tun hat, sollen sich im Idealfall neue Beziehungen auch außerhalb dieser fiktiven Stadt entwickeln. Die reale Stadt könnte sich so, zumindest für den einen oder anderen Zuschauer verändern, indem er diese Angebote auch im täglichen Leben nutzt. Sicher ein grenzwertiges Experiment in Bezug auf das Theater, aber eines das Neuland betritt.” (LKZ, 2.5.15)

“In der Rolle zweier Berichterstatter verlesen die Schauspieler Armin Wieser und Michael Kleine im Foyer des Theaters Rampe die Namen der kartenbesitzenden Gäste. Die Beteiligten erwartet eine Stadtsimulation, in der das Duo eine Doku dreht. Im Bild einer Videoinstallation öffnet sich das Tor zur Bühne. Durch jene schreiten die Zuschauer auch in Wirklichkeit, erleichterte dank der Ankündigung: Es ist kein Mitmachstück, aber auch kein klassischer Theaterabend. Was ist die Produktion „Das Publikum“ dann? Per se eine gute Idee: Das Publikum kann sich im Medium Theater seiner Rolle als Teilhaber und Kritiker der Stadt bewusst werden. … „Das Publikum“ ist ein gelungener Wink, die mannigfaltigen Chancen der Stadt wahrzunehmen.“ (StN, 2.5.15)

“Der Abriss der Eintrittskarte ist der letzte Akt in der Wirklichkeit, bevor man die Inszenierung betritt, um ein Teil davon zu werden.” (StZ, 4.5.15)

Credits

Mit: Chaos Computer Club Stuttgart, Debattierclub Hohenheim e.V., Debattierclub Stuttgart e.V., EKiZ – Kulturlotsen, Flötenensemble der Volkshochschule Stuttgart und der Stuttgarter Musikschule, Frauen und Geschichte Baden Württemberg e.V., Freies Radio für Stuttgart, Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V., Repair Café Stuttgart, Stuttgart Open Fair, Vernetzen.org u. v. a.
Performance: Michael Kleine, Armin Wieser u. a.
Video: René Liebert
Raum: Leonie Mohr und Hannes Hartmann
Komposition: Hannes Seidl
Koch: Marcus Bergmann
Mitarbeit: Alida Breitag
Künstlerische Leitung: Melanie Mohren und Bernhard Herbordt
Produktionsleitung: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
Technische Leitung: Norman Thörel
Medienarbeit: Bernhard Siebert
Grafische Gestaltung: Demian Bern
Hospitanz: Kirstin Rieger

Eine Produktion von Herbordt/Mohren in Kooperation mit dem Theater Rampe Stuttgart, gefördert durch den Fonds Darstellende Künste e. V. – Dreijährige Konzeptionsförderung aus Mitteln des Bundes, den Landesverband Freier Theater Baden-Württemberg e.V. aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und die Landeshauptstadt Stuttgart. Mit freundlicher Unterstützung durch die Akademie Schloss Solitude Stuttgart.

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